Bindung (bonding plus)
Bindung damals und heute
Bindung ist die erste Erfahrung, die ein Mensch macht. Bindung gehört zu den Urinstinkten des Menschen und ist essenzieller Überlebensfaktor. Bezugspersonen geben dem Kind Nähe, Sicherheit und schenken Aufmerksamkeit. Ist eine feste Bindung in den ersten Lebensjahren entstanden, begleitet sie uns Menschen bis ans Lebensende. Gerät eine Bindung in Gefahr, spüren wir Angst und Ärger. Für ihren Erhalt sind wir dann bereit zu kämpfen. Bindung gibt Sicherheit und macht das Wachsen und Reifen erst möglich. Sie ist deshalb auch wesentliche Voraussetzung für Entwicklung und Glück.
Bindungs- und Explorationsverhalten
Sichere Bindungen sind für eine gesunde kindliche Entwicklung unbedingt notwendig. Bindungspersonen sollen für Kinder ein sicheres Basislager auf der Reise zur Erkundung der Welt sein, zu dem sie sich bei Gefahr und Verunsicherung immer zurückziehen können. Je sicherer das Kind sich fühlt, desto geringer das Bindungsverhalten und desto größer sein Erkundungsdrang (Explorationsverhalten nach John Bowlby).
Erkunden heißt dazulernen und Wissen erwerben. Es wird bedingt durch eine sichere Bindung.
Feinfühligkeit für eine sichere Bindung
Kinder entwickeln Bindungen zu Bezugspersonen in ihrer nächsten Umgebung. Neben den Eltern können andere Menschen, wie z.B. Geschwister, Oma, Opa, die/der Pädagoge*in wichtige Bindungspersonen sein. Dabei haben die Bindungen unterschiedliche Qualität, ergänzen sich im Idealfall und geben dem Kind zusätzliche Sicherheit. Ein wichtiger Faktor bei der Entwicklung einer sicheren Bindungsqualität ist das Maß an Feinfühligkeit, dass die Eltern, Bezugspersonen und die/der Pädagoge*in gegenüber dem Kind zeigt. Das Umfeld ist feinfühlig, wenn es aufmerksam, angemessen und direkt auf die kindlichen Signale reagiert. Das Kind lernt, dass es sich auf dieses Umfeld verlassen kann.
Positive Gruppenerfahrung und soziale Kompetenz
Im Krippenalter lernt das Kind seinen Körper kontrolliert zu gebrauchen, sich frei zu bewegen und soziale Kontakte aufzunehmen. Das Kind beginnt sich als eigenes Wesen wahrzunehmen, sich seiner Umgebung gegenüber abzugrenzen und sich im Umgang mit anderen Menschen zu üben. Kinder verschiedenen Alters sind sich gegenseitig Ideengeber, Animateure und Motivationsverstärker. Sie sichern ihr Erlerntes durch Wiederholungen, werden verstärkt durch Bewunderung und ihr Selbstvertrauen wächst im Erleben der eigenen Fähigkeiten.
Kinder, die viel, intensiv und gemeinsam spielen, nehmen dabei ihre Besonderheit, ihre Einmaligkeit, ihre Handlungsmöglichkeiten und -grenzen, ihre Gefühls- und Gedankenwelt wahr. Sie erwerben dabei emotionale und soziale Kompetenz wie sich selbst zu mögen, ihre eigenen Schwächen zu akzeptieren und zu verkraften, Zuhören-Können bei Gesprächen, Regeln zu akzeptieren, Respekt für andere und sich selbst, Gefühle zu zulassen und zu verbalisieren, belastbar und ausdauernd zu sein, mit Ängsten umgehen zu können, intensiv Freundschaften zu pflegen und Verantwortung zu empfinden. Die Gruppe ist soziales Erfahrungs- und Lernfeld.